Anleitung Tierschutzhund

Danke, dass du mit dem Gedanken spielst, einem Hund ein besseres Leben zu ermöglichen!

Wir freuen uns, dass wir dich auf diesem Weg unterstützen dürfen!

Um sicher zu gehen, dass es für dich sowie für den Hund eine Bereicherung im Leben darstellt, haben wir ein paar Tipps und Informationen für dich!

Die Reise und Ankunft deines Hundes

Noch bevor dein Hund überhaupt in den Flieger steigt, wird sein Leben auf den Kopf gestellt. In den meisten Fällen wird er noch vom groben und oft nicht allzu tierlieben Tötungspersonal aus dem Zwinger geholt und bereit für den Auszug gemacht. Dann trifft er oft fremde Menschen (Klinikpersonal oder unsere Tierschützer vor Ort) und wird in die Klinik vor Ort gebracht. Vielleicht ist dies überhaupt die erste oder zweite Autofahrt seines Lebens.

In der Klinik angekommen, erlebt er neue Gerüche, weitere fremde Leute, Hektik, laute neue Geräuschkulissen, neue Hunde um ihn herum, anderes Futter, wieder blanker Asphaltboden und einen Zwinger, aber an einem anderen Ort… Auch wenn einige Tage dazwischen liegen wird er dann durchgecheckt, geimpft, eventuell kastriert, er bekommt Tabletten und Mittel zur Parasitenbeseitigung, ihm wird Blut abgenommen für den Test auf Mittelmeererkrankungen und vieles mehr.

Das heißt, während du voller Vorfreude vielleicht gerade ein passendes Sicherheitsgeschirr kaufst, geht die emotionale und auch körperliche Achterbahn für den Hund bereits richtig los.

Steht der Tag des Fluges an, beginnt der Tag für ihn meist mitten in der Nacht. Um Erbrechen vorzubeugen, gibt es meist auch kein Futter, er muss bereits früh in seiner Box am Flughafen warten, mit der Geräuschkulisse von anderen Tieren die Angst haben, Gabelstaplern, fremden Menschen und des rüttelnden Transports. 

Es geht in den Flieger, ihm ist heiß, dann ist ihm kalt, wieder lauter ungewohnte Geräusche am Flughafen und im Flieger, es rüttelt, ist dunkel und er hat keine Ahnung, dass ihm nach den Strapazen die Chance endlich ein neues Leben zu beginnen, erwartet.

Nach dem Verladen, dem Zwischenlanden, eventuell einem kurzem Aufenthalt in einem Hundehotel und durch Corona auch oft einer Fahrt mit einem liebevollen aber trotzdem natürlich aufregenden Trapo, wartet er auf DICH. 

Das heißt bevor ihr euch das erste Mal begegnet, ist sein gesamtes Leben schon auf den Kopf gestellt worden und er ist verunsichert, hungrig, verwirrt, … und weiß noch überhaupt gar nicht, dass jetzt sein Leben endlich losgeht.

Durch die Futterumstellung, Behandlungen in der Klinik (Entwurmung und Co.) und den Stress der Reise kann es zu Durchfällen kommen.

(Sollte dies sich nicht bessern, muss natürlich beim Tierarzt überprüft werden, ob es andere Gründe dafür geben könnte.)

Jetzt möchte sich dein neues Familienmitglied vermutlich am liebsten ausruhen, auch wenn es vielleicht nicht direkt so wirkt, weil es sich nicht von selbst hinlegt, sondern unruhig und rastlos auf und ab läuft. 

Auch wenn es dir in den Fingern juckt deinen Hund nun genauer kennen zu lernen, zu schauen wie er auf dich und deine Familie reagiert, ist es trotzdem wichtig, dass das neue Familienmitglied nicht sofort bedrängt wird. 

Gerade Kinder brauchen in diesem Moment die Unterstützung ihrer Eltern diese ungewohnte Situation zu verstehen, schließlich wollen sie dem Hund etwas Gutes tun, ihn streicheln und sein Gefühlschaos der Reise ist noch nicht so einfach zu verstehen.

Am Schönsten ist es für dein/ euer neues Familienmitglied, wenn es sich selbst aussuchen kann, auf dich/ euch zuzugehen und die neue Umgebung zu erkunden.

Auch wenn es lieb gemeint ist, sollte der Hund sein Sicherheitsgeschirr zu Beginn, welches er nur in einem geschlossenen Raum angezogen bekommen darf, nicht ausgezogen bekommen. Genauso sind Pipi-Pausen nach dem Flug gut gemeint, bergen aber auch ein Risiko. Bedenkt bitte, dass der Hund hier fremd ist, noch keinerlei Bindung zu euch hat und er sich durch die kleinsten Lücken quetschen und weglaufen kann. Das ist zu einer hohen Wahrscheinlichkeit für ihn die Reise in den Tod….

Seid ihr Zuhause angekommen benötigt er ein paar Tage, um sich richtig auszuschlafen.

Wir verstehen, dass du es kaum erwarten kannst, jedem das neue Familienmitglied vorzustellen, ausgiebige Spaziergänge zu unternehmen, mit dem Training zu beginnen. Aber bitte gib deinem neuen Schatz Zeit zur Eingewöhnung, um etwas Vertrauen und eine erste Bindung auf zu bauen.

Spaziergänge/ Bewegung

Eine normale Führleine (bitte keine Flexileinen, diese können dem Hund hinterher jagen, laute Geräusche machen, etc.), sollte mit einem Ende an dem Sicherheitsgeschirr befestigt werden, mit dem anderen Ende am Halsband um ein Herausschlüpfen aus ,,normalen Sicherungen‘‘ zu vermeiden. Durch die Zeit im Zwinger hat dein neuer Schatz sicherlich wenig Kondition und braucht etwas Zeit, um wieder Muskulatur aufzubauen. Daher reichen zu Beginn auch kurze Spazierrunden (körperlich sowie von der Auffassung her). Wenn alles zu überwältigend für ihn ist, kann es auch helfen, erstmal immer die gleiche Runde zu wählen, damit er Sicherheit gewinnen kann. Auch sollten zu gelenk- und bänderschädliche Belastungen vermieden werden.

Die Richtige Kommunikation, das richtige Streicheln

In deinem Familien- und Bekanntenkreis gibt es sicherlich die eine oder andere Person, die keine Erfahrung mit Auslandshunden/ Secondhandhunden hat. Um der guten Bindung zwischen allen Parteien einen Schubs in die richtige Richtung zu geben, ein paar Tipps für den richtigen Erstkontakt:

Für Hunde ist vor allem in Erstbegegnungen die Körpersprache des Menschen extrem wichtig! Hunde haben nun einmal ihre eigene Sprache und verstehen körpersprachliche Signale deshalb auch vorwiegend in dieser. Das führt oft zu Kommunikationsmissverständnissen zwischen Mensch und Hund.

Denn Menschen meinen es zwar gut, wenn sie sich nach vorne über den Hund beugen, ihm dabei tief in die Augen starren und dabei „Na du bist ja ein Hübscher“ sagen. Auf „hündisch“ sind dies aber klassische Drohgebärden: Das nach Vornebeugen des Körpers, ein fixierender Blick und meist deutliches unterschreiten der Individualdistanz reichen da oft schon aus, um Hunde in Bedrängnis zu bringen. Auch waren viele Menschen, die sie bisher kennen gelernt haben, nicht selten schlecht zu ihnen und schnelle Bewegungen, gerade von oben, waren oft genug auch Schläge oder Ähnliches. Im generellen wollen Hunde oft, ähnlich wie wir Menschen auch, nicht unbedingt von Fremden angefasst werden. Es gibt natürlich Hunde, die von Streicheleinheiten nicht genug bekommen können und sich sogar dafür aufdrängen. Es existieren aber auch viele eher sensible Hunde, für die eine zu stürmische Begrüßung unangenehm ist. Für Hunde ist es also durchaus normal (und nicht unhöflich), wenn Menschen (und auch andere Hunde) sie beim Erstkontakt ignorieren. Man drückt damit lediglich aus:,,Von mir geht keine Gefahr aus, ich bin nicht bedrohlich." Begegnet man dem Hund, kann man nach einer kurzen Eingewöhnungsphase in die Hocke gehen und versuchen, den Hund anzusprechen und zu locken. Ein abgewandter Körper und nicht allzu direkter Blick helfen vielen Hunden, sich zu trauen, mehr Kontakt aufzunehmen. Dabei sollte man nicht unbedingt über den Hundekopf greifen, sondern – sofern der Vierbeiner den Kontakt zulässt und nicht zurückweicht – ihn seitlich an der Brust oder Schulter kraulen.

Jeder Hund hat eigene Vorlieben beim Streicheln, doch gibt es einige Körperstellen, die fast alle Fellnasen mögen: Berührungen am Brustkorb (vor allem wenn der Hund neben dir sitzt), an der Körperseite und an der Schnauze entlang mögen die meisten Hunde. Empfindlich sind dagegen viele Vierbeiner an Rute und Pfoten, vor allem, wenn sie es nicht gewohnt sind, dort angefasst zu werden. Auch Umarmungen mag nicht jeder Hund.

Fast noch wichtiger als die Tatsache, wo man einen Hund streichelt, ist die Frage, in welcher Situation man es am besten tut. Wenn Hunde beispielsweise in eine neue Umgebung kommen und gerade darauf konzentriert sind, alles einzuordnen, wenn sie einen anderen Hund treffen, ins Spielen oder Schnüffeln vertieft sind, wollen viele nicht angefasst werden. Sie drehen dann den Kopf zur Seite oder gehen weg. Auch beim Fressen sollte man sie nicht stören, genauso wenn der Hund sich in sein Körbchen zurückzieht, bringt es nichts, ihn zu weiteren Streicheleinheiten aufzufordern. Im Gegenteil: Eine solche Aufdringlichkeit schadet eher dem Vertrauen zwischen Tier und Mensch. 

Hundeschule

Nach den Bildern aus der Tötung und der meist schlechten Vergangenheit deines Hundes kann es natürlich sein, dass du Mitleid empfindest. Das ist allerdings überhaupt nicht nötig. Dein neues Familienmitglied braucht viel Verständnis, das stimmt. Aber Mitleid ist nicht mehr notwendig, da Hunde im Hier und Jetzt leben und sein neues Leben nun beginnt.

Um ihm zu helfen, sich an die neuen Regeln seiner neuen Heimat anzupassen, melde dich am besten in einer Hundeschule an. Hierbei ist es wichtig, dass die auserwählte Hundeschule auf die Bedürfnisse von dir und deinem neuen Familienmitglied eingehen kann und das auch will. Die Meinungen zum Auslandstierschutz gehen, auch durch genügend schwarze Schafe und rücksichtslose Vermittlungen so manch eines selbsternannten "Tierschützers" in diesem Bereich, oftmals weit auseinander. Umso wichtiger ist es, eine Hundeschule/ einen Hundetrainer zu finden, der im Idealfall nicht nur keine Vorbehalte, sondern auch Erfahrungen in diesem Bereich aufweisen kann.

Zu Beginn kann es reichen, nur aus etwas Entfernung dem Geschehen zu zuschauen mit einem Hund und so zu signalisieren "Es passiert dir nichts". 

Da die Einheimischen auf den Azoren in den seltensten Fällen mit ihren Hunden "Gassi gehen", kann es durchaus gruselig für deinen Hund sein, frontal mit direktem Blickkontakt auf andere Hunde zu zugehen und erst kurz vorher auszuweichen, da in der Natur fremden Tieren, die nicht zum Rudel gehören, weitläufig aus dem Weg gegangen wird. Somit kann ein direktes aufeinander Zulaufen mit Unterschreitung der Individualdistanz deines Schatzes als Bedrohung eingeordnet werden. 

Für Hundeanfänger sind auch Einzelstunden bei einem guten Hundetrainer empfehlenswert. So kannst du verhindern, dass sich direkt zu Beginn Fehler einschleichen, die nachher schwerer wieder weg zu bekommen sind. 

Anmeldung bei der Stadt

Bitte informiere dich im Vorhinein, welche Auflagen die Hundehaltung bezüglich Rasse, Anzahl oder Größe speziell in deiner Stadt gelten und wie schnell du deinen Hund bei der Hundesteuer anmelden musst. Zur Anmeldung deines Hundes wirst du unseren Vertrag mit Chip-Nummer etc. benötigen.

Versicherungen

In jedem Fall solltest Du deinen Hund Haftpflicht versichern, in vielen Fällen ist es sogar Pflicht! Da ein Schadensfall schnell entstehen kann z.B.: ein Erschrecken mit Sprung zur Seite, wodurch ein Radfahrer fällt, ein freundlich gedachtes Anspringen im Hausflur, dass die Sonntagshose deiner Nachbarin ruiniert, …ist eine Haftpflichtversicherung sehr wichtig.

Außerdem besteht ebenfalls die Möglichkeit, eine OP-Versicherung abzuschließen, da ein Hund sich gerade auch mit der neugewonnenen Freiheit bei seinen Freudensprüngen schnell mal verletzen kann, Objekte aus dem Müll geklaut und verschluckt werden können, aber auch nicht vorhersehbare Erkrankungen, die ohne Elterntiere, vorherige Haltung oder Ähnliches genau zu kennen, können einfach nie ausgeschlossen werden.  

TASSO

TASSO e.V. beschäftigt sich seit über 35 Jahren mit der Rückvermittlung von vermissten Tieren. Alle Hunde die über uns vermittelt werden, sind mit einem Micro-Chip ausgestattet. Allerdings denkt noch eine Vielzahl der Menschen, dass ein gechipter Hund automatisch auch irgendwo registriert sein müsste, oder nicht? Leider ist dem nicht so. Erst durch eine kostenlose Registrierung bei einem Haustierregister beispielsweise TASSO, Europas größtes kostenloses Haustierregister, sind eure Kontakte in Verbindung mit dem Chip hinterlegt. Nur so kann beim Auslesen des Chips nachvollzogen werden, auf wen der Hund im Haustierregister registriert ist.  

Niemand möchte derjenige sein, dem das passiert, sollte allerdings auch mit allen Vorsichtsmaßnahmen und Sicherungen ein Hund entlaufen, lässt sich zum einen eine Vermisstenmeldung bei TASSO erstellen, zum anderen kann der Hund zugeordnet werden, wenn er gefunden werden sollte.

Außerdem sollten zusätzlich zu Underdog Rescue ebenfalls sofort Polizei, Tierschutz in der Region und ein erfahrener Pet-Trailer kontaktiert werden. (Es gibt großen bundesweite Tiersicherungs-Netzwerke).

Auch dazu ein paar Tipps:

Meist ist Hinterherlaufen, aktive Suche, Einsatz von Keschern, gezieltes Stellen und in die Ecke Drängen keine geeignete Sicherungsmethode für ängstliche Hunde, sie werden so in vielen Fällen weiter vom Ort des Entlaufens getrieben.

Mit Ruhe und Besonnenheit lassen sich viele Hunde im Nahbereich halten, oft kehren sie sogar zum Entlaufort zurück! Es gibt gewerbliche und ehrenamtliche Suchteams die nicht medienwirksam mit einer Hetzjagt sondern unauffällig mit jahrelanger Erfahrung, Suchhunden, Lebendfallen und Co. agieren. Beispielsweise ist Suchhundeinsatz e.V. Teil eines großen Netzwerkes und kann auch Pet-Trailer mit dem notwendigen Equipment informieren! Es gibt auf https://mantrailer-pettrailer.eu/geruchstraeger-fuer-pettrailermantrailer-herstellen eine Anleitung zum Anfertigen eines Geruchsträgers für das Worst-Case Szenario, das natürlich durch eine optimale Sicherung im Vorhinein verhindert werden sollte!

 

Danke

Wir möchten Dir an dieser Stelle noch einmal danken, dass du einem Hund in Not helfen und ihm ein besseres Leben schenken willst. Danke, dass du uns hilfst zu helfen. Danke, dass du dir die Zeit nimmst diese Informationen durchzulesen. Bitte sei geduldig mit deinem neuen Schützling. Jeder Hund ist anders, doch jeder hat seine Geschichte und manche brauchen vielleicht ein wenig länger um "anzukommen".

Solltest Du noch Fragen oder Probleme haben, sind wir gerne bereit, dir mit Rat und Tat zur Seite zu stehen. Bedenke, dass dies eine Entscheidung für die gesamte Lebenszeit des Hundes sein sollte.


Einen einzelnen Hund zu retten verändert nicht die Welt, aber die ganze Welt verändert sich für diesen einen Hund!

 Wir danken Euch!

Euer Team von Underdog Rescue